Köln - Poll

Poll liegt südöstlich von Köln ,direkt am Rhein und hat heute ca. 12000 Einwohner. Wenn man heute Kölner
Bürger fragt, was man so über Poll weiß, dann fallen meistens die Schlagworte :
            Poller Köpfe  =  Rheinbefestigung aus dem Mittelalter um den Fluß in seinem Bett zu halten.
                                         ( Wichtig für Köln und den Rheinhandel )
            Poller Wiesen = Sie dienten früher den Bauern als Weidegrund und waren die Grundlage für die
                                          Milchwirtschaft.
                                          Heute ist hier ein bekanntes Naherholungsgebiet mit dem schönsten Blick auf die
                                          Stadt Köln.
            Poller Milchmädchen = Die Milch , die man auf den Poller Bauernhöfen erzeugte, wurden von den
                                          Poller Milchmädchen mit den so genannten Milchnachen bzw. Milcheseln nach Köln
                                          gebracht und dort verkauft.
            Poller Maifisch = Neben dem Ackerbau und der Milcherzeugung ,war der Fischfang ein besonders
                                            wichtiger Erwerbszweig. Die bekanntesten Fischarten waren damals der Maifisch
                                            und der  Salm.
Poll hat bis heute seinen ländlichen Charakter behalten, was man unschwer an den zahlreichen kleinen alten
Fischerhäuschen erkennen kann.
 

Kleiner Ausflug in die Vergangenheit von Poll

 
1. historische und politische Verhältnisse :
 

ca. 3000  Jahre v. Ch.

bis

ca. 100 Jahre v. Ch.

Die ersten Anzeichen menschlicher Ansiedlung im Siedlungsgebiet des
Rheinlandes und im Kölner Raum  stützen sich auf  archäologische Funde, die man verschiedenen Epochen zuordnen kann :
             ca. 3000 Jahre v. Chr. :   Bandkeramische Kultur.
                                                        Funde eines Dorfes bei Köln - Lindenthal
             ca.  2000 Jahre v. Ch.  :   Glockenbecherkultur
                                                         Funde im Fühlinger See
             um 1200 Jahre v. Ch.  :   Urnenfelderkultur
                                                         Gräberfeld im Kölner Süden. In der Nähe
                                                         des Bonntores.
             um   500 Jahre v. Chr. :   Eisenzeit
                                                         In der so genannten  Eisenzeit  wurden die
                                                         Hügelgräber bei Köln - Dellbrück angelegt.
              um  100 Jahre v. Chr. :  Aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. wurden 
                                                         keltische Siedlungsspuren in der Nähe des
                                                         heutigen Domhügels gefunden.

50 Jahre v. Ch. bis 400 Jahre n. Ch. Römerzeit

Als die römischen Truppen an den Rhein kamen, verpflanzten sie die Ubier
aus dem Rechtsrheinischen in das Gebiet des heutigen Köln.
Ansiedlungen in der Nähe des rechten Rheinufer ließen sie aus
Sicherheitsgründen nicht zu. (fast genau gegenüber des Poller Rheinufers
lag nämlich u.a. das römische Flottenkastell Alteburg .

 ab 400 Jahre n. Ch.

Frankenzeit

Im 5. Jahrhundert verdrängten die Franken die bis dahin herrschenden
Römer aus der Rheinregion.
Aus dem Jahre 431 wird schon von größeren Frankensiedlungen in
Deutz berichtet. Um die gleiche Zeit muß es auch schon fränkische
Bauernhöfe im Bereich Poll und Rolshoven gegeben haben, denn in
dem damaligen Ort Rolshoven wurden Frankengräber entdeckt.
Außer diesen Gräbern ist aber geschichtlich wenig aus dieser Zeit bekannt.

Mittelalter

das Jahr 1003

Erste Erwähnung von Poll

Im Jahre 1003 gründete der damalige Kölner Erzbischof Heribert eine
Benediktiner Abtei im Amte Deutz.
Er stattete das Kloster mit Liegenschaften auf der rechtsrheinischen Seite aus
und übertrug ihm den " Zehnten ".
Der " Zehnte " war eine Art  Steuer, die besagte , dass 1/10 vom
Bodenertrag an das Kloster abgegeben werden musste.
In der Schenkungs- Urkunde ( Bild 1 ), die auf das Jahr 1003 datiert ist ,wird 
erstmalig der Ort Poll und auch der Weiler Rolshoven erwähnt.

Urkunde Bild 1

Spätere Recherchen ergaben jedoch, dass die Urkunde  ( Bild 1 ) nicht aus
dem Jahr 1003 stammte , sondern im 13. Jahrhundert erstellt wurde ,
inhaltlich aber richtig ist.

frühes Mittelalter

Seit 936 n. Ch. gab es das

" Heiliges römische Reich

deutscher Nation "

um das Jahr 1000 herrschte

Kaiser Heinrich II

Die politische Zuordnung

von Poll

zum Kurfürstentum Köln

blieb bis in das Jahr 1801
Ca. 800 Jahre lang ( vom 11 Jh. bis zum 19 Jh. )gehörte das Fischerdorf " Poll "
zur Freiheit Deutz und das wiederum zum Kurfürstentum Köln. ( gelbes
Gebiet auf der Karte - Bild 2 -)
Das änderte sich erst ,als Napoleon 1794 die Herrschaft am Rhein übernahm.
Ab dem Zeitpunkt wechselte die politische Zuordnung bis in das 20 Jh.
hinein nicht weniger als fünfmal.

Karte Bild 2

1801 bis 1815

Franzosenzeit

am Rhein

Ende des 18. Jh. veränderte Napoleon durch seine
gewonnenen Kriegszüge ,die bis dahin gültigen territorialen Grenzen im
gesamten Europa.
So auch im Rheinland.
Ab 1801 wurde das linksrheinische Gebiet gemäß dem Frieden von
Luneville, Frankreich zugeordnet. (ab1804 Kaiserreich Frankreich ) - Bild 3 -
Erst im Jahre 1810 kam auch das rechtsrheinische Gebiet durch die
Gründung des Großherzogtums Berg - das sich aus den Herzogtümern
Berg und Jülich / Kleve zusammensetzte - unter französische  Herrschaft.
1.politische Veränderung :
Die Freiheit  Deutz mit Poll und weitere Orte wurde von 1803 bis 1810
kurzzeitig dem Herzogtum Nassau Usingen zugeschlagen und gehörte
dadurch erstmalig zu einem anderen Landesherrn.

 

Karte Bild 3

1815 bis 1945

Preußenzeit

am Rhein

Mit der verlorenen Schlacht von Waterloo im Juni 1815 kam auch das
Ende der Herrschaft Napoleons in Europa .
Auf dem Wiener Kongress von 1815 wurde den Preußen als einer der
 Kriegsgewinner das Rheinland zugesprochen.
Das Gebiet am Rhein wurde zunächst in Provinzen aufgeteilt. So entstand
die Provinz Niederrhein mit Sitz in Koblenz und die Provinz Jülich - Kleve -
Berg mit Sitz in Köln.
Erst 1822 wurden die beiden Provinzen zur preußische Rheinprovinz mit
Sitz des Oberpräsidenten in Koblenz verschmolzen. ( siehe Karte - Bild 4  - )

Karte Bild 4

Die Preußen ließen die von den Franzosen eingeführte Gebietsaufteilung
weitgehends bestehen und auch der Code Civil ,also die französischen
Verwaltungs - und Rechtsvorschriften , blieben bestehen.
politische
Veränderungen
1815 bis 1975
2.politische Veränderung :
Ab April 1815 kam dann , wie oben schon erwähnt , die Provinz Jülich - 
Kleve - Berg an Preußen und mit ihnen also auch die Orte Deutz , Poll ,
Kalk und Vingst.
Als dann 1816 die Provinzen , Regierungsbezirke und Kreise festgelegt
kam unser Poll zum Landkreis Köln.

3.politische Veränderung :
Im Jahre 1845 erließ der preußische König eine Gemeindeverordnung für
den gesamten preußischen Staat (also nicht nur für das Rheinland ) und
damit änderte sich wieder einmal die Zuordnung. Die Orte Kalk ,Vingst
und Poll gehörten jetzt zur Landbürgermeisterei Deutz.
4.politische Veränderung :
1888 erteilte Kaiser Wilhelm I der Stadt Köln die Eingemeindung von
26 Stadt - und Landgemeinden, darunter auch Poll.
Die eingemeindeten 26 Orte waren jetzt Kölner Stadtteile.
Durch die Engemeindung wird Köln die flächenmäßig größte Stadt im
Deutschen Reich. Die Einwohnerzahl steigt auf über 250.000.
5.politische Veränderung :
Infolge einer kommunalen Gebietsreform 1975 in NRW wird das Kölner
Stadtgebiet auf 439 qkm vergrößert. Dadurch wächst Köln zur Millionen
Stadt.
Es werden in Köln Stadtbezirke eingerichtet mit eigenen Bezirksämter.
Köln - Poll gehört jetzt zum Stadtbezirk 7, der das Porzer Gebiet umfasst.
2. Naturkatastrophen :
                                         •  Der Eisgang von 1784
                                            Außer den fast jährlich wiederkehrenden Hochwässer, die für die Rheinanlieger
                                            immer mit schwerwiegenden Folgen verbunden waren, gab es jedoch ein Ereignis,
                                            das aus den bis dahin bekannten Katastrophen herausragte:
                                            Es war der so bezeichnete Eisgang von 1784
                                           Die Chronologie der Katastrophe  begann mit starkem Frost der im Frühjahr 1784
                                           herrschte und der den Rhein bei Köln  komplett zufrieren ließ.
                                           Rheinaufwärts war der Fluss aber noch nicht zugefroren, so dass es bei
                                           Köln zu einem Eisstau kam. Die Eisschollen türmten sich vor Köln
                                           meterhoch auf.
                                           Das später einsetzende Tauwetter  führte zum Eisbruch und für die
                                           Rheinanlieger zur Katastrophe .
                                           In Köln gab es mit 13,85 m ( normal ist 3,55 m ) den höchsten Wasserstand
                                           der je gemessen wurde und die Eisschollen pflügten sich durch die Ufer -
                                           landschaften und zerstörten alles
                                           Während Poll  durch seine topographisch  höhere Lage noch einigermaßen
                                           verschont blieb, wurde das nördlich gelegene Mülheim  komplett zerstört .
                                           Der Tornado
                                             Im August 1898 zog im Westen von Köln ein schweres Gewitter auf, das sich
                                             innerhalb kurzer Zeit zu einem Wirbelsturm entwickelte.
                                             Die wirbelnde Luftsäule drehte sich vom Westen her kommend in den Süden von
                                             Köln über die Orte Raderthal und Bayenthal ,dann über den Rhein direkt durch
                                             Poll durch und hinterließ eine Schneise der Verwüstung.
                                             Dachstühle wirbelten durch die Luft, Giebelmauern wurden eingedrückt, sogar
                                             die Kirchturmspitze wurde abgehoben  und landete auf dem Kirchplatz.
                                             Außer den enormen Sachschäden gab es auch etliche Tote zu beklagen.
                                            
3. Familiengeschichte
                                            Meine Familiengeschichte in Bezug auf Poll wird  geprägt
                                               durch meine  eigene Person - ich lebe seit 1973 in Poll -
                                               und durch eine Urgroßtante , die 1795 nach Poll einheiratete ( siehe
                                                nachstehende Darstellung ).
                                               Weitere " Vosen's haben  zwar auch in den letzten Jahrzehnten  in Poll
                                               gelebt, ob diese jedoch zu meiner Ahnenlinie gehörten, habe ich noch nicht
                                               erforscht.

Ausschnitt Stammbaum " Poller Linie ) Bild 5

1. Mathias war der älteste " Vosen " aus meiner Ahnenlinie ( Bild 5 ). Er wurde ca. 1734 in Oberzündorf
    geboren.
    Aus dem Kirchenbuch der alten Kirche St. Maria Geburt ( heute St. Michael ) geht nur hervor , dass er
    von Beruf Schiffer war. Angaben über seine Eltern sind leider nicht vorhanden.
2. Er heiratete 1765 eine  Anna Sybilla  Geylenberg aus Niederzündorf . Sie kam aus der Familie der
    Geylenbergs , die bis 1766 die Besitzer des Beyweghofes waren. Das Areal dieses Hofes zog sich
    damals vom Marktplatz - direkt am Hafen - die Enggasse hoch bis zur heutigen Westfeldgasse.
    Das ehemalige Haus der Vosen's in der Enggasse 12  ( heute Nr. 21 ) stand seinerzeit auf dem
    Grundstück des Hofes.
3. Zwischen 1765 und 1779  wurden  sechs Kinder geboren, wovon Anna Maria die zweitälteste war.
    Anna Maria Vosen  heiratete 1795 einen Peter Klörgen aus Poll. Geheiratet haben die Beiden zwar in
    Niederzündorf, gewohnt haben sie aber in Poll.
4. Ihr ältester Sohn Adam Klörgen heiratete 1816 eine Maria Margaretha Hasenberg. Sie war die Tochter
    von Heinrich Hasenberg dessen Vater Johann  1815 aus Rheydt/ Siegkreis kam. Ein naher Verwandter
    der ebenfalls Heinrich hieß und der auch aus Rheydt stammte baute später den Jungberg - Hof
    der sich an der Ecke  Jungbergstraße und Dixberg befand ( Bild 6 ) . Ca. 130 Jahre später wurde der Hof
    von ca. 1945 bis zum Abriss in  den 60er Jahren von Mathias Türk bewirtschaftet.
5. Wieder eine Generation weiter heiratete der Sohn von Adam Klörgen und Maria Margaretha Hasenberg
    1843 Johann Klörgen eine Anna Gertrud Hackenbroch ( Deren Eltern waren Ludwig Hackenbroch und
     Gertrud Sieberg ).

Karte Bild 6